Unbekannte Wanderwelt oder bekannte Unwelt? - Die Via Alpina in Nordostitalien

„Wir, Katharina Boie und Vincent Neeb (14 Jahre) aus dem Münchner Süden werden eine Wanderung entlang des gelben Weges der Via Alpina starten. Das Projekt wird voraussichtlich in zwei ca. einwöchige Teile gegliedert sein, eines Anfang Juni und eines Anfang August (das hängt mit den Ferienterminen in Bayern zusammen). Der erste Teil wird uns vom Triglav durch die Julischen und südlichen Karnischen Alpen bis in die italienischen Pesariner Dolomiten führen, durch ein weitgehend unbekanntes und dadurch auch sehr ursprüngliches Gebiet. Der zweite Teil hingegen stellt eine große Ost-West Durchquerung der Dolomiten dar, er führt durch bekannte Gruppen wie Sorapis-Antelao, Pelmo, Marmolada und den Rosengarten. Doch auch hier gibt es noch „stille Winkel“, auf deren Erkundung wir besonderen Wert legen. An manchen Stellen werden wir daher von der normalen Route der Via Alpina abweichen um bekannten und dementsprechend überfüllten Touristenattraktionen wie etwa dem Pordoijoch und Passo Giau auszuweichen und stattdessen ruhigere Routen zu finden, die teilweise auch etwas anspruchsvoller und hochalpiner sein werden. Insbesondere die Gipfelabstecher auf beispielsweise Antelao, Monte Pelmo, Marmolada und Kesselkogel könnten diesen Teil der Via Alpina auch für Alpinisten, die sich sicher im Ier und IIer Grad bewegen, attraktiver machen.


Unser wichtigstes Ziel ist es jedoch, Vergleiche zwischen den einzelnen Gebirgsgruppen und Ländern anzustellen. Hierbei beziehen wir auch die uns gut bekannten Bayerischen und Tiroler Kalkalpen sowie die Ötztaler Alpen mit ein. Die Vergleiche werden verschiedenste Aspekte betreffen:


1.    Physische Faktoren


In diesem Teil werden wir uns mit der Geologie und der Entstehung dieser Teile der Alpen beschäftigen, besonders mit der Erosion und ihrem weiteren Verlauf. Außerdem werden wir das Klima und die Flora und Fauna der genannten Gebiete näher untersuchen und uns mit den Folgen des Klimawandels beschäftigen.


2.    Geschichte und Kultur

Hier werden wir versuchen einen geschichtlichen Überblick über die Besiedlung und der Entwicklung von Kulturen im Alpenraum zu liefern, von ersten Funden aus der Steinzeit, über die Zeit der Römer und das Mittelalter bis heute. Vor allem interessieren wir uns für die landwirtschaftliche Nutzung in den genannten Gebieten, aber auch für besondere Kulturen wie der „Kulturinsel“ Sauris in den Karnischen Alpen und natürlich der ladinischen Kultur, die bis heute in den Alpen einzigartig ist. Doch auch die heutige Entwicklung dieser Kulturen und speziell die Förderung der Bergbauern sind durchaus interessant und werden besonders in Gesprächen mit Einheimischen erforscht.


3.    Tourismus


Der Tourismus in dem Teil der Alpen, den wir durchqueren werden, entwickelte sich erst spät. Die Karnischen Alpen sind immer noch weitgehend unbekannt und versprechen somit ruhige Landschaft ohne Seilbahnen und überlaufene Straßenpässe. Das bedeutet einerseits ruhige Wandertage und Entspannung, andererseits gibt es hier keine Infrastruktur für Skitourismus oder attraktionssuchende Urlauber, die auch ohne lange Touren hohe und interessante Gipfel erreichen wollen. In den Dolomiten ist es umgekehrt, doch hier sammeln sich trotzdem auch die Wanderer in Scharen, um die aufregende Landschaft zu erkunden, wobei diese allerdings immer wieder in Mitleidenschaft gezogen werden und auf den Genuss der Ruhe, die in den Bergen eigentlich vorherrschen sollte, verzichten müssen. Wir wollen daher versuchen, einen Weg zu finden, um ein Gleichgewicht zwischen „normalen“ Touristen und Wanderern herzustellen, der einerseits die Naturbelassenheit der Alpen und die Ruhe erhalten sollte, andererseits auch die Kassen der Betreiber und Länder weiterhin füllen sollte, um Projekte für die Erhaltung der Kultur und Landschaft finanzieren zu können und den Tourismus besser verteilen sollte, unter dem Ziel, die Touristen zum Umdenken zu bewegen und damit zu nachhaltigen Formen des Tourismus anzuregen.

Über unsere Arbeit werden wir einen Internet Blog führen, um unsere Ergebnisse und Erlebnisse regelmäßig mitzuteilen. Insgesamt werden wir versuchen, vor allem Jugendliche in unserem Alter anzusprechen, um sie von dem Erlebnis und der Herausforderung, aber auch der Entspannung einer Wanderung zu überzeugen und damit zu einer umweltfreundlichen Art von Tourismus anzuregen. Wir freuen uns sehr auf unser Erlebnis und hoffen damit eine große Zahl von Menschen dazu anregen zu können, ebenfalls in den Alpen zu wandern und der großartigen Landschaft der Alpen mehr Aufmerksamkeit zu schenken.“    


Vincent und Katharina sind vom 25. Mai bis 1. Juni von Planica in Slowenien bis Forni di Sopra im italienischen Friaul gewandet. Vom 1. bis 8. September haben sie dann ihre Wanderung ab Forni di Sopra bis nach Canazei fortgesetzt.

Nach einer Etappe auf dem Roten Weg der Via Alpina haben sie auf dem Gelben gewechselt, mit verschiedenen Varianten wegen dem Schnee (noch reichlich während der ersten Wanderwoche), oder um ihre Wanderung mit anspruchsvolleren Besteigungen auszuschmücken, oder auch bei ihrer Suche nach „stillen Winkeln“ als Alternative zu den meist frequentierten Teilstrecken. Trotz der Sprachbarrieren konnten sie interessante Gespräche mit Hüttenwirten und Einheimischen (vor allem im ersten Teil der Wanderung, weniger in den großen Hütten der Dolomiten) und vielen Touristen führen. Wie erwartet war ihre Route sehr kontrastreich: eine Flora mit sowohl alpinen als auch mediterranen Einflüssen, verlassene Dörfer und überentwickelte Skigebiete, beeindruckende Felsen und Landschaften mit erosionsbedingten, fantastischen Felsformationen... In ihrem Video kommentieren sie die schönsten Bilder ihrer Wanderung und des Natur- und Kulturerbe, das sie unterwegs bewundern konnten.






Vincent und Katharina haben auch einen ausführlichen, illustrierten Vergleichsbericht zu den drei betrachteten Themen (physische Faktoren, Geschichte und Kultur und Tourismus) und der Attraktivität der gewählten Routen (auf Deutsch) geschrieben, den Sie hier herunterladen können: PDF (9.8 Mb).


Kontakt: YouthProject2013(at)hotmail.com
 

Das Blog: youthproject2013.blogspot.de